02/25/2020
How to become communists - and why we need to
Wer soll die neue Welt bauen, wenn nicht wir? Ein Signal des Aufbruchs, ein Licht der Hoffnung, ein Stück Land in Sicht, etwas Wärme in einer kalten Zeit, Licht im Dunklen. Die Metaphorik vom Erblicken besserer Zeiten im Moment des Grauen hat Tradition und viele anschauliche Beispiele zu bieten. Doch selbst in den besten aller bisherigen Zeiten, nämlich der jetzigen, scheint die Überwindung ebendieser hin zu einem wahrlich menschlichen Projekt, ferner denn je. Der Kommunismus bietet nur noch ein Schreckensbild, ein Gespenst, welches vonApologet*innen der formierten Gesellschaft klar auf die Seite der Unvernunft, der Unnatürlichkeit, gar der Barbarei verordnet wird. Dass die Verteidiger dieser Gesellschaft genau dieselben Subjekte sind, die die Grundprinzipien und Mindeststandard der bürgerlichen Freiheit momentan Stück für Stück abschaffen, verdeutlicht den Widerspruch den Krisenbewältigung im Kapitalismus bedeutet: Um die vermeintlich von links, Migration oder anderen beliebigen Feinden bedrohte Freiheit schmutziger Geschäfte, die in die Krise geraten sind, zu schützen, werden die liberalen Rechtsstaatprinzipien dem Wunschbild autoritär rechter Kräfte nach und nach beschnitten. Und gleichzeitig wird der Aufstieg dieser radikalen Rechten begünstigt, hofiert oder gar direkt unterstützt und forciert. Die Einbindung der AfD in Thüringen in die Wahl des Ministerpräsidenten ist ein aktuelles Beispiel. Erhalten werden soll die Spaltung der Gesellschaft in Menschen, die auf der einen oder der anderen Seite einer Bezahlschranke leben. Die, die den gesellschaftlichen Reichtum und die Mittel zur Produktion der Waren, die Bedürfnisse erfüllen, besitzen und denen, die diese Waren herstellen und mit einem Bruchteil des erschaffenen Werts in der Tasche leben müssen. Zwischen denen, die Wohneigentum besitzen und vermieten und denen, die welches benötigen und in zunehmender Konkurrenz zu ihrem Nächsten zu diesem stehen. Zwischen denen, die mit ihrem Einkommen sich etwas mehr leisten können als das Überleben und denen, die von Arbeit und Erwerb ausgeschlossen sind und durch das Hartz 4 Regime für das wenge Geld zum Überleben weiter sanktioniert, drangsaliert und tyrannisiert werden. Zwischen denen, die einen deutschen Pass besitzen und denen die man im Mittelmeer ertrinken oder in Bosnien erfrieren lässt. Zwischen denen, für die es normal ist dass sie eine Führungsrolle haben und denen, die sich aufgrund ihres Geschlechts doppelt beweisen müssen, trotzdem den Berg an Care-Arbeit erledigen müssen und weiterhin Gewalt und Übergriffigkeit des anderen Geschlechts befürchten müssen. Diese Auflistung ist willkürlich und natürlich unvollständig. Jedoch: Alle Gesellschaft im Kapitalismus ist gespalten, sie ist und bleibt eine Klassengesellschaft. Bürgerliche und rechte Kräfte eint, diese Ordnung nicht in Frage stellen zu wollen. Allenfalls soll, so beispielsweise von AfD oder FDP, eine Verschärfung des Anspruches am gesellschaftlichen Reichtum forciert werden. Wert hat wer Wert produziert, ihn im gewünschten Maße vielleicht irgendwann produzieren kann oder sich mit der gesellschaftlich zugesprochenene Minderwertigkeit arrangiert. Benötigte Arbeitskräfte fürs Kapital, ob Fachleute oder ungelerntes Proletariat für den Bau-, Logistik,- oder Fleischverarbeitungssektor aus dem Ausland sind okay, solange sie ohne politische Partizipationsmöglichkeiten und unbegrenzten Aufenthaltsstatus bleiben. Westliches Kapital wird vor Piraten an der Küste Somalias mit Militär geschützt, Schiffsbrüchigen und Ertrinkenden im Schwimmbad und überall sonst wird geholfen, Geflüchtete aus aller Welt ertrinken aber vor den Augen Europas weiter zu Tausenden im Mittelmeer.
„Denn ich weiß was ihr mit globalem Denken meint: Dass man ihnen zwar nicht hilft doch für sie weint. Ob sie das Grundgesetz ändern, ist euch völlig egal, diese Feigheit hat ein Namen: “linksliberal”.” (… but alive “Natalie” )
Links sein heißt diese Logik in Frage zustellen. Unversöhnlich mit den Symptomlösungen zu sein und bei aller Liebe zum Konsens und gesellschaftlichem , friedvollen Miteinander die Überwindung des Kapitalismus und seines exkludierenden Gesellschaftsmodell einfordern und mit jedem Handlungsschritt forcieren. Oder wie Thomas Ebermann sagt: „Links sein heißt kein Vaterland haben, nicht um einen nationalen Standort in der Welt rangeln, sondern denen, die in diesem System das Sagen haben, die Pest an den Hals zu wünschen. Dies soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass jede politische Entscheidung unmittelbare Konsequenzen für die Klassen der Gesellschaft hat. Die Förderung nach mehr vom Kuchen durch Vermögenssteuer und höheren Mindestlohn, die Abschaffung der Hartz-Gesetze sind erstrebenswert und zeigen wo gelebte gesellschaftliche Solidarität stattfinden kann. Linke könnten hier, wenn sie denn wollen würden, die gesellschaftlichen Gegensätze der Klassen aufzeigen und Gemeinsamkeiten finden. Es würde einen permanenten Spagat zwischen realpolitischen Veränderungen und einer immanenten grundlegenden Gesellschaftsanalyse bedeuten. Ohne sich mit denen gemein zu machen, die das Begehren nach einer wirklich menschlichen Ordnung durch erhöhte Konsummöglichkeiten erkaufen wollen.
“Wir werden nicht für euch bluten nicht mit euch weinen, eure verdammte Betroffenheit immer verneinen. Eure Pseudo-Menschlichkeit, begreift das endlich, für ein paar Freunde und mich so selbstverständlich. Und um uns herum nur das stumpfe Einverständnis, wenn es noch so bitter ist: Was bleibt ist die Erkenntnis. Im Falschen nichts richtig, ob im Nehmen oder Geben, dass wir alle nur eine Lüge leben.” (… but alive “Natalie” )
Es gilt ein Begehren zu wecken und eine Hoffnung auf Wandel zu erzeugen, die den Namen verdient. Eine Angelegenheit die die Linke in Zeiten von Identitätspolitik, Inhaltsleere, mühsamen Abwehrkämpfen gegen Klassenkampf von oben aber auch gegen regressive Strömungen anderseits schon lange aufgegeben zu haben scheint. Eine Hoffnung und ein Leuchtfeuer zu entfachen, die ein Begehren nach mehr, nach einem ganz anderem und besseren Zustand dieser Welt giert. Der Kommunismus ist nicht mehr als “die größtmöglich sag- und denkbare Negation der herrschenden Verhältnisse” (frei nach H. Gremliza).Es gilt, wie Bini Adamczak schreibt, ein kommunistisches Begehren zu erzeugen und es in ein Begehren nach Kommunismus zu überführen. Es ist, wie Wolfgang Pohrt einmal beschrieb, unsere einzige Möglichkeit.
levin - 16:32 @